Abstract

Passgenaue Hilfen für Menschen mit komplexen Problemlagen – Die Eingliederungsscouts und das Case Management in „Gemeinsam sind wir stark“ (GSWS)

Dominique Lauber, Hochschule Düsseldorf
Annette Witoßek, Jobcenter Arbeit und Grundsicherung Leverkusen

Im Leverkusener Modellprojekt Gemeinsam sind wir stark (GSWS) im Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ soll das Hilfesystem für ALG-II-Beziehende mit Suchterkrankungen verbessert werden. Die Zielgruppe des Projekts weist häufig komplexe Problemlagen auf und das Hilfesystem für diese unterschiedlichen Anliegen ist zergliedert in verschiedene Organisationen, Aufgabenbereiche und vor allem Rechtskreise. Deshalb werden in GSWS verschiedene Fach- und Strukturinnovationen implementiert, die zu passgenaueren, individualisierteren fachlichen Hilfen für die Zielgruppe durch eine stärkere Vernetzung der lokalen Akteure führen sollen. Hierzu zählt auch die fachliche Innovation der Eingliederungsscouts und ihre Arbeit mit der Case Management-Methode. Die Eingliederungsscouts stammen aus unterschiedlichen Leverkusener Organisationen, die Hilfen für die Zielgruppe anbieten (z.B. die Suchthilfe, die Wohnungslosenhilfe und die Schuldnerberatung). In GSWS arbeiten die Eingliederungsscouts in einem Team zusammen und bringen so die Expertise aus der jeweiligen Herkunftsorganisation mit. So soll eine passgenaue, rechtkreisübergreifende, individualisierte Unterstützung für die Teilnehmenden des Projekts ermöglicht werden. Gleichzeitig sind die Eingliederungsscouts in ihren Herkunftsorganisationen tätig, wodurch sie eine Doppelrolle innehaben. Diese doppelte institutionelle Verankerung als Eingliederungsscouts im Projekt auf der einen und tätigen Fachkräften in den Herkunftsorganisationen auf der anderen Seite soll im Vortrag erläutert und kritisch diskutiert werden. Auch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Arbeit und Grundsicherung Leverkusen (Jobcenter AGL) wurden in GSWS strukturelle Veränderungen vorgenommen: Die sogenannten „aufsuchenden Sozialarbeiter*innen“ des Jobcenters AGL sind feste Ansprechpartner*innen der Eingliederungsscouts für alle Anliegen bezüglich des Leistungsbezugs, der Teilnahme an Maßnahmen, akuten Problemlagen o.ä. Im Vortrag werden hier, ergänzend zur Darstellung und Diskussion der fachlichen Innovationen, die Erfahrungen aus Sicht des Jobcenters AGL präsentiert.

Der Vortrag ist ein gemeinsamer Beitrag der Projektleitung von GSWS, die im Jobcenter AGL angesiedelt ist, und der wissenschaftlichen Begleitung, die die Hochschule Düsseldorf innehat. Somit werden sowohl die praktischen Erfahrungen aus Sicht des Jobcenters AGL, als auch eine wissenschaftliche Perspektive in den Vortrag eingebracht, was dem diesjährigen Thema des 5. Vernetzungstreffens Sozialpolitikforschung in NRW entspricht. Es werden – neben der allgemeinen Vorstellung des Projekts – die fachliche Innovation der Eingliederungsscouts präsentiert und diese anschließend auf Grundlage von Evaluationsergebnissen, wissenschaftlicher Expertise und praktischen Erfahrungen reflektiert und diskutiert.